Eschenbach Sehhilfenversorgung – Einführung

Topic Progress:

In der heutigen Zeit ist es immer wichtiger durch Wissen und Kompetenz dem Kunden die geforderte Leistung (besseres Sehen) zu vermitteln. Die Kompetenz einer guten Sehhilfenabteilung fördert auch das normale Brillengeschäft. Der systematische Umgang mit vergrößernden Sehhilfen nach dem Eschenbach-System lässt den Kunden mit Sehhilfen mehr Lebensqualität und Selbständigkeit erleben. In diesem System sind alle Abläufe in der Sehhilfenanpassung systematisiert.

Altersstruktur der Sehbehinderten, Sehleistung mit Brille unter Visus cc 0,40

Eschenbach Sehhilfenversorgung

Menschen mit Sehbehinderungen in Österreich

Laut den Mikrozensus-Zusatzfragen im Jahr 2007 waren dauerhafte Probleme mit dem Sehen die am dritthäufigsten genannte Beeinträchtigung. Insgesamt 3,9 Prozent der Bevölkerung, also rund 318.000 Personen, gaben an sehbehindert zu sein. Problemen mit der Beweglichkeit und andere chronische Beeinträchtigungen waren die beiden häufigsten Beeinträchtigungen vor dem Sehen.

In dieser Statistik wurden als dauerhafte Sehbeeinträchtigungen jene Sehbeeinträchtigungen gezählt, welche trotz Brille, Kontaktlinsen oder anderer Sehhilfen nicht behoben werden konnten. Frauen (4,3%) waren laut den Mikrozensus-Zusatzfragen häufiger betroffen als Männer (3,4%).

Die erhobenen Daten stammen aus der Befragung zum Thema „Menschen mit Beeinträchtigungen“, welche im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales und Konsumentenschutz von der Statistik Austria im Zeitraum von Oktober 2007 bis Februar 2008 durchgeführt wurde. In dieser Befragung wurden insgesamt 8.195 Personen durch eine Zufallsauswahl ermittelt. Die Ergebnisse wurden danach auf rund 8,2 Millionen Bevölkerung hochgerechnet.

  • 3.000 Personen gaben an blind zu sein
  • 101.000 gaben eine hochgradige Sehbeeinträchtigung an
  • 146.000 gaben eine mittlere Sehbeeinträchtigung an
  • 68.000 gaben eine leichte Sehbeeinträchtigung an


Sinneswahrnehmung beim Menschen

Eschenbach Sehhilfenversorgung

Die Definition einer „schweren Sehbeeinträchtigung”, gemäß WHO (Weltgesundheitsorganisation)

Sehbehinderung wird von der WHO in fünf Stufen eingeteilt. Die Stufen 1 und 2 nach WHO fallen unter den Begriff Sehbehinderung. Die Stufen 3 bis 5 werden nach WHO als Blindheit bezeichnet.

1. Die Sehschärfe für das rechte und linke Auge angeben, WHO-Stufen (mit dem bestem Brillenglas; Vcc):

  • WHO 1 – Sehschwäche Stufe 1 = Sehschärfe Vcc 0,30 bis 0,10
  • WHO 2 – Sehschwäche Stufe 2 = Sehschärfe Vcc 0,10 bis 0,05
  • WHO 3 – Blindheit Stufe 3 = Sehschärfe Vcc 0,05 bis 0,02
  • WHO 4 – Blindheit Stufe 4 = Sehschärfe Vcc 0,02 bis Lichtwahrnehmung
  • WHO 5 – Blindheit Stufe 5 = keine Lichtwahrnehmung


2. Angabe der SehschwächelBlindheit nach lCD-10 (Internationaler-Codierungs-Diagnose-Schlüssel / Auszug):

  • H54.0 = Blindheit beider Augen
  • H54.1 = Blindheit eines Auges und Sehschwäche des anderen Auges
  • H54.2 = Sehschwäche beider Augen


Beispiel: Angabe der Sehschwäche/Blindheit nach lCD-10

Rechts: WHO = 1
Links: WHO = 3
lCD-10 = H54.1

Österreichisches Bundespflegegeldgesetz § 4a

(4) Bei hochgradig sehbehinderten Personen ist mindestens ein Pflegebedarf entsprechend der Stufe 3 anzunehmen. Als hochgradig sehbehindert gilt, wer am besseren Auge mit optimaler Korrektur eine Sehleistung mit

  • einem Visus von kleiner oder gleich 0,05 (3/60) ohne Gesichtsfeldeinschränkung hat oder
  • einem Visus von kleiner oder gleich 0,1 (6/60) in Verbindung mit einer Quadrantenanopsie hat oder
  • einem Visus von kleiner oder gleich 0,3 (6/20) in Verbindung mit einer Hemianopsie hat oder
  • einem Visus von kleiner oder gleich 1,0 (6/6) in Verbindung mit einer röhrenförmigen Gesichtsfeldeinschränkung hat.

(5) Bei blinden Personen ist mindestens ein Pflegebedarf entsprechend der Stufe 4 anzunehmen. Als blind gilt, wer am besseren Auge mit optimaler Korrektur eine Sehleistung mit

  • einem Visus von kleiner oder gleich 0,02 (1/60) ohne Gesichtsfeldeinschränkung hat oder
  • einem Visus von kleiner oder gleich 0,03 (2/60) in Verbindung mit einer Quadrantenanopsie hat oder
  • einem Visus von kleiner oder gleich 0,06 (4/60) in Verbindung mit einer Hemianopsie hat oder
  • einem Visus von kleiner oder gleich 0,1 (6/60) in Verbindung mit einer röhrenförmigen Gesichtsfeldeinschränkung hat.


Vorgehen in der systematischen Sehhilfenanpassung

  1. Vorgespräch und die Bederfsanalyse
  2. Ermittlung der Sehleistung (subjektive Refraktion) und Prüfung des Kontrastsehens
  3. Feststellung des Vergrößerungsbedaris und Lesefähigkeit des Sehbehinderten
  4. Bestimmung der Sehhilfen für die wichtigsten Sehaufgaben des Sehbehinderten
  5. Abgabe der Sehhilfe und Nachkontrolle
  6. Fazit

Das Vorgespräch mit dem Sehbehinderten soll eine Vertrauensbasis für die anschließende Sehhilfenversorgung schaffen. Falls bereits ein Vertrauensverhältnis besteht, können wir in der schematischen Vorgehensweise auch die Abschnitte 2 und 3 vorziehen (anschließend 1, 4 und 5). Dieses Verfahren hätte den Vorteil, dass wir im Vorgespräch konkreter auf eine mögliche Sehverbesserung durch vergrößernde Sehhilfen eingehen können.

1. Vorgespräch und die Bedarfsanalyse


Schritt 1: Aufklärung über das Machbare und Vertrauen aufbauen

  • Wir können mit Vergrößerung und Licht die persönlich wichtigsten Sehaufgaben wieder ermöglichen, aber das Sehen ist nicht so klar, deutlich und komfortabel wie früher!
  • Das Sehen mit vergrößernden Sehhilfen ist anders, als gewohnt!
    • Fernrohrbrillen sind z.B., oft sehr auffällig —> kosmetische Einschränkung!
    • Lupenbriilen verkürzen die Leseentfernung —> Einschränkung der Bequemlichkeit!
    • Die gewohnten großen Sehtelder sind oft deutlich kleiner!
  • Eine Verbesserung der Lebensqualität und Selbständigkeit (—>besseres Sehen) ist nur durch die Verwendung mehrerer, unterschiedlicher Sehhilfen zu erreichen!
  • Kosten für die Dienstleistung der Voruntersuchung und Bedarfsanalyse (Termin etwa 90 Min) kommunizieren: Sehleistung, Kontrast, Lesefähigkeit, Vergrößerungsbedarf, Sehhilfen austesten.


Schritt 2: Bedarfsanalyse

  • Welche Sehaufgaben sind besonders wichtig —> Motivation?
  • Ist Unterstützung durch Partner oder Angehörige möglich?


Klären Sie folgende Fragen im Beratungsgespräch ab

  • Wann sind Sie geboren (Alter).
  • Seit wann hat sich ihr Sehen verschlechtert (—>seit kurzer Zeit, sofort zum Augenarzt)?
    • Sind Sie in Augenarztbehandlung?
    • Welche Brillen und/oder Sehhilfen haben Sie und wie nutzen Sie diese Hilfsmittel?
      (Alte Brillen und Sehhilfen mitbringen!)
    • Verändert sich die Sehschärfe? Falls ja
      • wann?
      • wie oft?
      • krankheitsbedingt? Mit schwankendem Blutdruck? Welche Medikamente werden eingenommen?
    • Sind Sie blendungsempfindlich bei Sonnenlicht oder hellen Lichtverhältnissen?
    • Haben Sie Probleme beim Erkennen von Stufen, Glastüren, klaren Wassergläsern?
    • Was möchten Sie gerne wieder Sehen/Lesen und welche Tätigkeiten wollen Sie ausführen die nicht mehr möglich sind, weil Ihre Sehleistung unzureichend ist.

Falls der Sehbehinderte unvollkommene Angaben macht, systematisch nachfragen!

Mögliche Sehaufgaben

  • Briefe, Kontoauszüge, Medikamentenbeilagen, Zeitung, Telefonbuch, Preise, Haltbarkeitsdaten, Fahrpläne, Speisekarte, Handy, Geld, Klingelschilder.
  • Küchenarbeiten, Herd/Waschmaschine bedienen, Waschanleitung/Kleider, Uhr ablesen, Rasieren, Maniküre, Kartenspielen, Briefmarken, Bastelarbeiten, Kreuzworträtsel, Zecken entfernen, Garten, Blumenpflege, Handarbeiten, Näharbeiten, Fotos betrachten, Kleingedrucktes in Verträgen, Typenschilder an elektrischen Geräten, Computer.
  • Orientierung —> in der Ferne / —> im 2-Meter-Bereich / —> im Greifraum,…

Zur Verbesserung der Lebensqualität und Selbständigkeit müssen die wichtigsten Sehaufgaben des Betroffenen zuerst gelöst werden —> Bedarfsanalyse.

2. Ermittlung der Sehleistung (subjektive Refraktion) und Prüfung des Kontrastsehens


Schritt 1: Beurteilung der vorderen Augenmedien mit der Spaltlampe

  • Trübungen, Hornhautnarben usw.?


Schritt 2: Die Refraktion

  • Objektive Refraktion mittels Autorefraktor oder Skiaskop
  • Subjektive Fernrefraktion (beide Augen), Mesebrille
  • Visus cc
  • Falls der Visus cc den Wert von 0,20 unterschreitet die Refraktionsentfernung auf 2m oder 1m verkürzen


Schritt 3: Die Prüfung des Kontrastsehens

Vor den subjektiven Refraktionswerten einen Kantenfilter KF511 oder ein wellnessPROTECT 15 Kantenfilterglas halten.

KF511
Kantenfilter KF511

wellnessPROTECTwellnessPROTECT

3. Feststellung des Vergrößerungsbedarfs und Lesefähigkeit des Sehbehinderten

Eschenbach Leseprobe 1060
Leseprobe 1060

  • Vergrößerungsbedarf in der Ferne?
    • Visus
    • Brille
    • Formel aus der Eschenbach Leseprobe 1060
  • Vergrößerungsbedarf beim Lesen?
  • Lesefähigkeit?

Der notwendige Vergrößerungsbedarf = Visusbedarf dividiert durch Visus cc

Beispiel: Ziel ist das Zeitungslesen. Das halbwegs flüssige Lesen einer Zeitung benötigt einen Visus von 0,50. Die Person erreicht mit der Lesebrille in 40cm Entfernung einen Visus von 0,10. Der Vergrößerungsbedarf ist demnach 5fach.

Die Beurteilung der Lesefähigkeit und des Vergrößerungsbedarfes ist immer unter der Berücksichtigung des Lichtbedarfs zu ermitteln. Licht kann den Vergrößerungsbedarf erheblich reduzieren. Kontraststeigernde Maßnahmen zur Lesefähigkeit gegebenenfalls mit einbeziehen, beispielsweise ein Negativbild bei Bildschirmlesegeräten. Die Lesefähigkeit wird manchmal mittels einer Kontraststeigerung durch einen KF 511 oder ein wellnessPROTECT 15 Kantenfilterglas, in Verbindung mit einer starken Zusatzbeleuchtung, verbessert!

4. Bestimmung der Sehhilfen für die wichtigsten Sehaufgaben des Sehbehinderten

a.) Die Orientierung für die Ferne, 2m und weiter (Wohnung, Post, Bank, Behörden, Konsum,Freizeitgestaltung)

Eschenbach system individualEschenbach System individual Bestellfax

 

  • Fernbrille oder Bifokalbrille —> siehe auch Hinweis im Notizfeld
    • Visus 0,10 genügt bereits für die Orientierung im Freien
  • Kontraststeigernde Maßnahmen wie Tönungen. Kantenfilter
    • Eschenbach System individual (individuelle Brillengläser)
    • ggf. Seitenschutz
    • Schirmmütze

b) Die Orientierung im Greifraum, 30-40cm (Speisenaufnahme, SB-Geschäfte, Hausarbeit)

  • Nahbrille oder Bifokalbrille mit einer Addition von +2,5 bis +3‚0dpt
  • Zusatzbeleuchtung: z.B. Lampe Eschenbach 16031 und 16042

Eschenbach 16031
Eschenbach 16031 Lampe

Eschenbach 16042
Eschenbach 16042 Clip On Lampe

Wenn Sie mit Ihrer Refraktion den freien Visus von 0,08 auf einen Visus cc 0,12 steigern können, bedeutet dies eine Verbesserung der Sehleistung von 50%. Falls der Visus cc 0,16 oder weniger beträgt ist es ratsam eine „Orientierungsbrille“ auf 2m zu optimieren (entspricht Addition +0,50dpt). Über diese Maßnahme ist der Kunde aufzuklären und ihn in die Entscheidung die Optik für die Raumdistanz auszulegen miteinzubinden.

c) Der mobile Lesebedarf für zu Hause und unterwegs (Zeitung, Preise)

  • Lupenbrillen aller Art (Überaddition): prismatic bino comfort‚ noves mono, noves bino, noves bino individual, Hyperokular UniVision
  • Leselupen mit Beleuchtung, Hellfeldlupen usw.
  • Elektronische Kompaktlesegeräte, z.B. mobiluxDlGlTAL, smanluxDlGlTAL
  • Spezialsehhilfen: Kepler Systeme

Eschenbach Mobilux digital
Eschenbach Mobilux digital

d) Der stationäre Lesebedarf (oft mehr Komfort, aber wenig Mobilität)

  • Standlupen mit Beleuchtung mit passender Brille
  • Fernrohrlupenbrillen nach Galilei oder Kepler mit Aufsteckglas für die Nähe
  • Bildschirmlesegeräte, Fernsehlesegeräte
  • Zusatzlicht für Fernrohrlupenbrillen
  • Lesepulte für Standlupen oder Fernrohrlupenbrillen

Eschenbach 158614
Eschenbach 158614

e) Arbeiten im Greifraum (z.B. Küchenarbeiten, Hausarbeit, Maniküre)

  • Halbbrille oder Bifokalbrille mit +5,00 bis +6,00dpt Addition
  • Zusatzbeleuchtung: z.B. die Lampe 16031, 18033

Eschanbach noves mono
Eschenbach noves mono

f) Der Informationsbeschaffung über Fernseher

  • Annäherung bis auf 1 bis 2m mit Brille (Addition demnach +0,50dpt bis +1 ‚00dpt)
  • Galilei 2,2x, Galilei 2,0 GF, Galilei 2,5 x, Kepler-Systeme
  • maxTV, maxTV Clip

Eschenbach max tv
Eschenbach max tv

g) Die Mobilität für unterwegs, über 50cm (Straßenschilder, Hausnummern, Preisschilder in Schaufenstern, Fahrpläne usw.)

  • microlux
  • Kepler-System mit Fingerring 16711

Kepler-System mit Fingerring 16711
Eschenbach Kepler-System mit Fingerring 16711

h) Spezialsehaufgaben (Noten lesen, Karten spielen, Computer)

  • Galilei 2,2x, Galilei 2,0 GF, Galilei 2,5 x, Kepler-Systeme

Eschenbach 1623 Galilei System
Eschenbach 1623 Galilei System

5. Abgabe der Sehhilfe und Nachkontrolle

  • Bei der Abgabe den Seherfolg prüfen
  • ln die Handhabung der Sehhilfe einweisen
  • Bei einer Lupenbrille nach ein paar Tagen telefonisch den Erfolg der Sehhilfe abklären
  • Bei Fernrohrlupenbrillen einen Termin für Nachbetreuung ausmachen (nach 8 bis 14 Tagen)
  • Bei der Nachbetreuung nochmals Seherfolg und Handhabung überprüfen wenn erforderlich die Sehhilfen bei der Nachbetreuung nachbessern
  • Nach etvva sechs Monaten zu einem Informationsgespräch einladen
    • Akzeptanz und Zufriedenheit mit den bereits vorhandenen Sehhilfen besprechen
    • Hilfe zur Optimierung anbieten
    • Hat sich das Sehen vielleicht verschlechtert —> Nachversorgung
    • Gegebenenfalls über neue Sehhilfen für den Betroffenen informieren

6.Fazit

Die systematische Bestimmung des Vergrößerungsbedarfs ist die Voraussetzung für eine gute Sehhilfenversorgung. Das systematische Vorgehen bei der Anpassung vergrößernder Sehhilfen führt zum Erfolg. Eine Basis-Ausstattung mit Sehhilfen ist notwendig um den Sehbehinderten bei seinen wichtigsten Aufgaben zu versorgen.